Rossinis “Petite Messe solennelle” im Kammermusiksaal der Philharmonie

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Gar nicht so klein

Gioachino Rossini komponierte die Messe für Solisten, Chor und Klavier- und Harmoniumbegleitung im Jahr 1863 im Alter von 71 Jahren, lange nachdem er seine Karriere als Opernkomponist beendet hatte, und ist damit eine der letzten Kompositionen des italienischen Komponisten.

Die Messe wurde im Rahmen eines privaten Konzertes am 14. März 1864 in Paris uraufgeführt, bei der Rossini selbst am Klavier begleitete. Die Aufführung fand im Haus von Fürstin Mathilde Bonaparte statt und wurde von einer kleinen Gruppe von Freunden und Musikern besucht. Die öffentliche Uraufführung der “Petite messe solennelle” fand am 24. März 1864 in der Kirche La Trinité in Paris statt.

Rossini, der vor allem als Opernkomponist bekannt war, hatte sich bereits vor seiner Komposition der “Petite messe solennelle” mit der Kirchenmusik auseinandergesetzt. So komponierte er beispielsweise 1819 “Stabat Mater”, das jedoch erst nach seinem Tod im Jahr 1864 uraufgeführt wurde. Die “Petite messe solennelle” ist jedoch insofern bemerkenswert, als dass sie Rossinis letztes größeres Werk war und eine unerwartete Rückkehr zur Kirchenmusik darstellt.

Rossini selbst beschrieb die “Petite messe solennelle” als “letzte Sünde meiner alten Tage”. Das Zitat stammt aus einem Brief von Gioachino Rossini an den Musikverleger Tito Ricordi, datiert vom 24. Januar 1863. Es ist jedoch anzumerken, dass Rossini den Begriff “Sünde” hier nicht im religiösen Sinne verwendet hat, sondern vielmehr als Ausdruck seiner Freude über die Komposition dieser Messe. Rossini schrieb auch, dass er die Komposition der “Petite messe solennelle” mit großer Freude und ohne die geringste Mühe vollendet habe. Rossini arbeitete jedoch tatsächlich sehr intensiv an der Messe und veränderte die Partitur mehrmals, um seine Vorstellungen umzusetzen. Obwohl er die Komposition als “kleine” Messe bezeichnete, ist sie musikalisch sehr anspruchsvoll und enthält komplexe Harmonien und Melodien.

Ein besonderes Merkmal der “Petite messe solennelle” ist die Verwendung von Dissonanzen und Chromatik. Rossini setzt sie gekonnt ein, um bestimmte Passagen zu betonen und Emotionen zu verstärken. Dabei greift er auch auf Elemente aus der Opernmusik zurück, die in der Kirchenmusik zu dieser Zeit eher ungewöhnlich waren.

4. Abokonzert

22Jun2024

18:00

Konzerthaus Berlin

2024 | abo4-24 | Abonnementkonzert | Spielzeit 2023/2024

A3 abo4 2023-24-01

Felix Mendelssohn Bartholdy

Lauda Sion

für Chor, Soli, Orchester op. 73

Marcel Dupré

De profundis

für Chor, Soli, Orchester und große Orgel op. 17

Christina Roterberg, Sopran
Jennifer Gleinig, Alt
Florian Sievers, Tenor
Klaus Häger, Bass

Konzerthausorchester Berlin
Berliner Singakademie
Sing-Akademie zu Berlin

mehr zu LAUDA SION

“LaudaSion” ist eine geistliche Hymne, die Mendelssohn im Jahr 1846 komponierte, um beim Katholikentag in Aachen aufgeführt zu werden. Dieses bedeutende Ereignis des religiösen Lebens im 19. Jahrhundert forderte eine Musik von erhabener Schönheit und spiritueller Tiefe, und Mendelssohn antwortete mit einem Werk von außergewöhnlicher Kraft und Schönheit.

Die Musik von “Lauda Sion” ist von einer erhabenen Majestät geprägt, die den Hörer sofort in ihren Bann zieht. Mendelssohn verwendet einen gemischten Chor und ein Orchester, um eine klangliche Pracht zu entfalten, die die göttliche Herrlichkeit evoziert. Die Melodien sind von einer außergewöhnlichen Schönheit und Anmut, die die Worte des Hymnus zum Leben erwecken und den Geist in die Höhen der himmlischen Sphären erheben.

Die Struktur von “Lauda Sion” ist sorgfältig durchdacht und geschickt gestaltet. Mendelssohn webt verschiedene musikalische Motive und Themen geschickt zusammen, wodurch eine kontinuierliche Entwicklung und dramatische Spannung entsteht. Von feierlichen Chorälen bis hin zu ergreifenden Solo-Passagen entfaltet sich das Stück wie ein musikalisches Panorama, das die Hörer auf eine spirituelle Reise mitnimmt.

Eine besondere Herausforderung für die Interpretation von “Lauda Sion” liegt in der Balance zwischen Ausdruck und Kontrolle. Der Dirigent und die Ausführenden müssen sowohl die emotionale Tiefe als auch die formale Struktur des Stücks gleichermaßen berücksichtigen, um seine volle Wirkung zu entfalten.

Insgesamt ist “Lauda Sion” ein Meisterwerk der geistlichen Musik, das die zeitlose Schönheit und Erhabenheit des menschlichen Glaubens einfängt. Mendelssohn gelingt es auf einzigartige Weise, die Macht der Musik zu nutzen, um die Herzen der Zuhörer zu erheben und ihre Seele zu berühren. Es ist ein Werk von unvergleichlicher Schönheit und Tiefe, das auch heute noch die Kraft hat, die spirituelle Erfahrung der Menschen zu bereichern und zu erweitern.

mehr zu DE PROFUNDIS

Marcel Dupré, ein Meister der Orgelmusik des 20. Jahrhunderts, komponierte “De profundis” im Jahr 1917. Dieses beeindruckende Werk ist von einem Psalmtext inspiriert, dem Psalm 130, der mit den Worten “Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir” beginnt. Dupré selbst war ein Virtuose an der Orgel und seine Kompositionen reflektieren oft seine technische Brillanz und seine tiefe emotionale Sensibilität.

“De profundis” ist ein monumentales Stück, das in seiner Intensität und Tiefe seinesgleichen sucht. Es ist in einer freien Form komponiert, was Dupré erlaubte, seine musikalische Vision ohne die Einschränkungen traditioneller Formen auszudrücken. Die Musik ist wie ein klangliches Gewebe, das verschiedene Motive und Themen miteinander verwebt, während es eine Reise durch eine Vielzahl von Emotionen und Stimmungen darstellt.

Die musikalische Sprache von “De profundis” ist reichhaltig und vielschichtig. Dupré nutzt das volle Potenzial der Orgel, um eine breite Palette von Klängen zu erzeugen – von leisen, sanften Passagen bis hin zu mächtigen, majestätischen Akkorden. Die Struktur des Stücks ist organisch und entwickelt sich kontinuierlich, wobei Dupré geschickt Spannungsbögen aufbaut und auflöst.

Eine zentrale Herausforderung für den Organisten bei der Aufführung von “De profundis” liegt darin, die dynamischen Kontraste und die komplexen Texturen der Musik zu bewältigen. Es erfordert nicht nur technische Virtuosität, sondern auch ein tiefes Verständnis für die emotionale Tiefe und spirituelle Dimension des Stücks.

Insgesamt ist “De profundis” ein ergreifendes und tiefgründiges Werk, das den Hörer auf eine spirituelle Reise mitnimmt und gleichzeitig die technische Meisterschaft und die kreative Vision seines Komponisten offenbart. Es ist ein wahrhaft monumentales Meisterwerk der Orgelliteratur, das auch heute noch die Herzen und Seelen der Zuhörer berührt und bewegt.

Die Textauswahl der Messe ist ebenfalls bemerkenswert. Rossini wählte nicht nur die üblichen liturgischen Texte aus, sondern auch einige zusätzliche Texte, die er selbst auswählte und arrangierte. Die Texte des Credo, des Gloria und des Kyrie direkt aus der Liturgie. Rossini hat jedoch für das Offertorium und das Sanctus selbst verfasste Texte verwendet, die nicht Teil der traditionellen römisch-katholischen Liturgie sind. Das Offertorium beginnt mit den Worten “Sed libera nos a malo” (Aber erlöse uns von dem Bösen) und enthält Texte, die Rossini möglicherweise aus der Bibel und anderen religiösen Quellen entnommen hat. Das Sanctus enthält ebenfalls eigene Texte von Rossini, die jedoch ähnliche Themen wie die Liturgie behandeln und sich auf die Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes beziehen. Dadurch entsteht ein sehr persönliches Werk, das eng mit Rossinis eigenen Erfahrungen und Empfindungen verbunden ist.

Die “Petite messe solennelle” besteht aus insgesamt 15 Teilen, darunter Kyrie, Gloria, Credo und Sanctus. Jeder Teil des Werkes ist von Rossini meisterhaft komponiert und beeindruckt durch seine melodische und harmonische Vielfalt. Besonders hervorzuheben sind dabei der “Crucifixus” im Credo und das abschließende “Agnus Dei”.

Die Messe beginnt mit einem feierlichen Kyrie, das von einer einfühlsamen Klavierbegleitung begleitet wird. Das Gloria ist eine der größten Herausforderungen für die Sängerinnen und Sänger, da es sehr virtuos und schnell ist. Es ist in mehrere Abschnitte unterteilt, von denen der mittlere Abschnitt besonders auffällt, da er von einem schnellen und virtuosen Klavierbegleitung geprägt ist.

Das Credo ist der längste Teil der Messe und enthält einige der eindrucksvollsten Passagen. Das “Crucifixus” ist dabei besonders bemerkenswert, da es eine düstere und dramatische Atmosphäre schafft. Das Sanctus ist sehr feierlich und wird von einem strahlenden Chor und einer Klavierbegleitung dominiert.

Das Agnus Dei bildet den Abschluss der Messe und ist von einer ruhigen und besinnlichen Atmosphäre geprägt. Der Text stammt aus der liturgischen Tradition und ist eine Anrufung an das Lamm Gottes. Rossini vertonte diesen Text so mitfühlend und gefühlvoll, dass dadurch eine tiefgründige und aufwühlende Musik entsteht.

Das Agnus Dei besteht aus zwei Teilen, wobei der erste Teil von einem Soloquartett vorgetragen wird. Die Solisten singen die Worte “Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis” (Lamm Gottes, das du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erbarme dich unser). Der zweite Teil wird vom Chor gesungen und enthält die Worte “Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem” (Lamm Gottes, das du hinwegnimmst die Sünden der Welt, gib uns Frieden).

Rossini komponierte das Agnus Dei ohne Schnörkel und recht einfach. Die Melodie ist sehr melodisch und harmonisch zurückhaltend, was dem Text eine gewisse Demut und Bescheidenheit verleiht. Der Einsatz des Klaviers und des Harmoniums verstärken diesen Eindruck noch zusätzlich.

Besonders auffällig ist dabei die Verwendung der Solostimmen im ersten Teil. Die Solisten singen die Worte in einer sehr einfühlsamen und empfindsamen Art und Weise, wodurch eine tiefe spirituelle und religiöse Stimmung entsteht. Der Chor setzt dann im zweiten Teil ein und singt die Worte mit einer größeren Lautstärke und Kraft, was dem Text eine gewisse Dramatik verleiht.

Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Agnus Dei ist die Verwendung von Dynamik und Tempo. Rossini setzt diese Elemente gezielt ein, um bestimmte Passagen zu betonen und Emotionen zu verstärken. Besonders eindrucksvoll ist dabei der Einsatz von Crescendo und Decrescendo in den Solostimmen.

Insgesamt ist das Agnus Dei ein sehr besinnliches Werk, das den Zuhörer in eine tiefe spirituelle, religiöse Stimmung versetzt. Rossinis Komposition ist dabei von einer großen melodischen und harmonischen Schönheit geprägt, die den Text auf eindrucksvolle Weise unterstreicht.

Die zeitgenössische Rezeption der “Petite messe solennelle” war gemischt. Einige Kritiker lobten Rossinis musikalische Virtuosität und seine Fähigkeit, Opernelemente in die Messe zu integrieren, während andere die Messe als unangemessen und weltlich kritisierten. Einige Kritiker waren auch besorgt über Rossinis Verwendung von Klavier und Harmonium in der Messe, da diese Instrumente zu dieser Zeit nicht in der römisch-katholischen Liturgie erlaubt waren.

Abschließend lässt sich sagen, dass die “Petite messe solennelle” ein Höhepunkt in Rossinis Schaffen darstellt und ein eindrucksvolles Beispiel seiner meisterhaften Kompositionskunst ist. Es vermittelt dem Zuhörer auf einfühlsame Weise die Bedeutung des Textes und erzeugt eine tiefgründige und emotionale Musik. ChatGPT   

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